Allgemeines über den Hecht
Die Körperform des Hechts (Esox lucius) bietet ihm die optimalen Voraussetzungen für ein Leben als Räuber, der seiner Beute auflauert, um dann blitzschnell zuzuschnappen:
Der langgestreckte, im Querschnitt fast runde Körper mit der weit nach hinten versetzten Rückenflosse und vor allem der langgestreckte Kopf mit der entenschnabelförmigen Schnauze, die breite Mundspalte und der vorgeschobene Unterkiefer. Der Kiefer sowie das Gaumen- und Zungenbein sind mit kräftigen, schräg nach hinten gerichteten Reißzähnen besetzt.
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Jedes der seitlich liegenden, nach oben versetzten Augen bietet ein Blickwinkel von 180°. Aber nur vor seinem Maul überlappen sich beide Blickwinkel zu einem dreidimensionalen Gesichtsfeld mit einem Winkel von 30°.
Dies ist eine der Ursachen, warum ein Hecht stets seine Beute von vorne zu schnappen versucht, da er sie nur dort zielsicher fixieren kann.
Verbreitung des Hechtes
Der Hecht ist in den gemäßigten Breiten Europas, Asiens und Nordamerikas in Flüssen und Seen weit verbreitet. Er besiedelt vor allem die Flussunterläufe, Altarme und verkrauteten Seitengewässer.
Er dringt jedoch in vielen Gewässersystemen bis in die Region der Bachforelle vor. In den Alpen findet man ihn daher noch in Höhenlagen von 1.500m ü. NN. Weiter östlich in Sibirien wird er vom Amur-Hecht (Esox reicherti) abgelöst.
Körperfärbung und Form
Der Hecht kann je nach Gewässer eine ganz unterschiedliche Körperfärbung und Zeichnungsmuster annehmen. Das Spektrum reicht von einem bräunlichen oder dunkelgrünen Rücken, hellgrauen Flanken mit dunkleren Querbinden bis zur gelblich gefärbten oder weißen Bauchseite.
Die unpaarigen Flossen, also Schwanz-, Rücken- und Afterflosse sind meist unregelmäßig dunkel gefleckt.
Einjährige Hechte, die sich vorzugsweise in der wasserpflanzenreichen Uferzone des Gewässers aufhalten, sind dagegen oft hellgrün gefärbt. Sie werden deshalb häufig auch Grashechte genannt. Wegen dieser großen Variabilität gab es immer wieder Versuche, die europäischen Formen in mehrere Arten aufzuteilen.
Kapitale Hechte können eine Länge von 1,5m bei einem Körpergewicht von 35kg erreichen. Solche kapitalen Hechte stehen als Einzelgänger gut getarnt zwischen den Pflanzen dicht unter der Wasseroberfläche, wo sie auf ihre Beute lauern.
Jüngere Hechte können auch schon einmal beobachtet werden, wie sie kleinen Trupps durchs freie Wasser in Ufernähe vorbeiziehen. Mit 3 bis 4 Jahren erreichen diese die Geschlechtsreife.
In Europa kommt jedoch tatsächlich nur eine Art, Esox lucius, vor, im Gegensatz zu Nordamerika. Dort gibt es mindestens drei weitere Arten aus der Familie der Hechte (Esocidae), die sich auch mit dem „Europäischen“ Hecht erfolgreich kreuzen können. Lediglich westlich der Rocky Mountains fehlt Esox lucius.
Fortpflanzung
Der Hecht laicht in der Natur in den stehenden Seitengwässern und auf überschwemmten Wiesen der Flüsse und Seen. Dabei werden die Eier ziemlich wahllos über den Pflanzen abgesetzt.
Während Hechte sonst eher scheu sind und versteckt leben, zeigen sie bei der Paarung ein völlig anderes verhalten. Häufig wird das geschlechtstreife, fortpflanzungsbereite Weibchen mit einer Körperlänge von rund 1m von mehreren Männchen stürmisch umworben, die meist mit 40 bis 50cm noch nicht einmal halb so groß sind.
Pro kg Körpergewicht können die Hecht-Weibchen bis zu 45.000 Eier absetzen.
Je nach Gewässertemperatur schlüpfen die Hechtlarven nach 2 bis 4 Wochen. Sie haben am Kopf kleine Klebdrüsen, mit denen sie sich so lange an den Pflanzen anheftet, bis ihr Dottersack aufgezehrt ist.
Künstliche Erbrütung
In Mitteleuropa werden Hechte häufig künstlich erbrütet und in Teichen herangezogen. Das hat den Vorteil, dass solche Fische robuster sind und einen geringeren Sauerstoffbedarf haben als Hechte aus den strömungsreichen Flüssen.
Oft nutzen Karpfenteichbesitzer das Frühjahr zur Anzucht der Junghechte, bevor sie dann im Sommer die Teiche mit Karpfen besetzen. Die Hechte lassen sich anfangs mit Zooplankton füttern. Aber bereits ab einer Körperlänge von 6cm neigen sie zum Kannibalismus. Dann wird es Zeit, sie aus dem Teich heraus zu fangen und nach Größen zu sortieren.
Der Hechtbandwurm
Im Bodensee sind mehr als 90% der Hechte vom Hechtbandwurm parasitiert. Da damit auch die Bestände des Flussbarsches gefährdet sind, ist man dazu übergegangen, den Hecht systematisch aus dem See abzufischen.
Die ausgewachsenen Bandwürmer leben im Darm des Hechtes, wo sie im Frühjahr Eier produzieren, die dann mit dem Kot des Wirtsfisches ins freie Wasser gelangen.
Die aus den Eiern schlüpfenden Larven des Bandwurms suchen sich als ersten Zwischenwirt Hüpferlinge, Cyclops aus, die zum häufigen Bestand des Zooplanktons im See gehören. Diese Hüpferlinge werden von den Barschen gefressen. Die Bandwurmlarven wandern nun vom Darmtrakt in die Leber des Barsches, wo sie sich einkapseln.
Schnappt sich nun ein Hecht den Barsch als Beute, dann wächst die Larve im Darmtrakt des Hechtes zum ausgewachsenen Bandwurm heran, womit sich der Entwicklungszyklus schließt.
Da der Barsch nach dem kontinuierlichen Rückgang der Felchen im Bodensee aber einer wichtigsten Brotfische der Berufsfischer geworden ist, versucht man diesen Kreislauf zu unterbrechen, in dem die Hechtbestände dezimiert werden.